Liebe Leserin, lieber Leser,
die aktuellen Unsicherheiten infolge des Ukrainekriegs, der hohen Inflation und der anhaltenden Lieferengpässe sowie die Fragen zu unserer zukünftigen Energieversorgung – insbesondere Gas – bremsen die wirtschaftliche Erholung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen und beeinflussen auch die Immobilienwirtschaft.
Dabei ist es nicht überraschend, dass die Stimmung am Investmentmarkt eingetrübt ist. Aufgrund des Zinsanstieges in den langen Laufzeiten befinden sich Verkäufer und Käufer aktuell in einer von Unsicherheit geprägten Preisfindungsphase und müssen sich zunächst hinsichtlich ihrer Renditeerwartungen auf ein Niveau einpendeln, das für beide Seiten tragbar ist. Wir erleben gerade, dass zwar erste Deals mit etwas geringeren Faktoren umgesetzt wurden. Vorherrschend ist aber die große Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der langfristigen Zinsen, die sowohl die Verkäufer- als auch die Käuferseite abwarten lassen und damit einige Abschlüsse in die Länge ziehen. Insbesondere steht die Frage im Raum, was in den langen Zinslaufzeiten passiert, wenn die EZB die Leitzinsen am kurzen Ende weiter erhöht: Kommt es wohlmöglich zu einer Verflachung der Zinskurve oder ist ein weiterer Anstieg am langen Ende zu erwarten?
Unabhängig von der zurückhaltenden Investitionsstimmung sind bei den Mietvertragsabschlüssen und den Mietpreisen keine Einbrüche erkennbar. Natürlich können bei den einzelnen Assetklassen und Regionen differenzierte Entwicklungen verzeichnet werden. Insgesamt ist der deutsche Gewerbe-Immobilienmarkt aber noch gut in Takt. Es überwiegt jedoch die Unsicherheit – das zeigt sich auch in der gegenläufigen Entwicklung zwischen Ertrags- und Investitionsklima.
Herzlichst,
Ihr Frank Schrader
Immobilienklima von Unsicherheit geprägt
Nach dem drastischen Rückgang im Juni, in dem das Deutsche Hypo Immobilienklima um 17,5 % gefallen war, weist die 175. Monatsbefragung von rund 1.200 Immobilienexpert*innen im Juli nochmals einen Tiefstand auf: Das Klima sinkt jedoch nur minimal um 0,7 % auf aktuell 80,3 Punkte.
Treiber dieser Entwicklung sind zwei gegenläufige Entwicklungen: Während das Investmentklima einen Rückgang um 9,5 % auf 65,6 Zählerpunkte verzeichnet, erzielt das Ertragsklima gegenüber dem Vormonat wieder einen deutlichen Anstieg um 7,1 % auf 95,7 Punkte.
Büroklima zeigt leichte Erholung
Auch im Monat Juli ist eine überwiegend negative Entwicklung der einzelnen Assetklassen zu beobachten. Im Gegensatz zum Vormonat fallen diese allerdings verhältnismäßig moderat aus. Das Logistikklima sinkt um 0,7 % auf aktuell 122,3 Zählerpunkte. Das Wohnklima weist mit einem Rückgang um 0,2 % auf nun 109,2 Punkte ebenfalls eine weitestgehend stabile Entwicklung auf.
Eine spürbare erneute Eintrübung zeigt unterdessen das Handelklima: Nach einem Verlust von rund 5,6 % gegenüber dem Vormonat notiert dieses nun bei 53,9 Punkten. Auch die Stimmung im Hotelimmobilienmarkt trübt sich mit einem Rückgang von 7,9 % auf 76,3 Punkte weiter ein. Das Büroklima zeigt als einzige Assetklasse eine positive Entwicklung: Mit einem Plus von 3,7 % auf 76,3 Punkte wurde die seit Februar 2022 anhaltende Negativserie beendet.
Zahlen des Monats:
80,3 Punkte: Immobilienklima mit gegenläufiger Entwicklung von Investment- und Ertragsklima
+3,7 %: Anhaltende Negativserie beim Büroklima gebrochen
-5,6 %: Handelklima sackt erneut ab
76,3 Punkte: Hotelklima auf gleichem Niveau wie die Assetklasse der Büroimmobilien